Samstag, 16. Juli 2011

Kristiansund - Atlanterhavsvegen - Langfjord

 Kristiansund - Bud - Molde - Sölsnes - Afarnes

He, es hat nicht geregnet in der Nacht ... ich kann trocken alles zusammenpacken und mich in der Rezeption abmelden! Aber die Blondine von gestern ist heute nicht zu sehen, scheinbar hat sie vorsorglich die Schicht getauscht ;-)
In der Frühe ist schon jede Menge Betrieb auf der Straße: erst zwei Rehe, dann ein Marder mit 'ner Maus im Maul, danach zwei große Hirsche! Wovon einer stehen bleibt, mich blöde anglotzt und dann doch schnell im Wald verschwindet, als ich den Foto endlich aus der Tasche gefummelt habe. Zum Schluß huscht noch ein Eichhörnchen über die Straße. Alle sind gesund geblieben, weil der Biker ausgeruht und nüchtern war! Ein paar Kilometer weiter, kurz vor Kristiansund wurde das von der Polizei kontrolliert und bestätigt: 0,00 Promille!



In Kristiansund mache ich einfach nur 'ne kleine Stadtrundfahrt per Moped, guck mir das Hafenviertel an und hab' bissl small-talk mit zwei norwegischen Bikern.




Dann geht's mitten in der Stadt ab in den bikerfreundlichen Atlantiktunnel - beleuchtet und trocken! - um zur Küstenstraße "Atlanterhavsvegen" zu gelangen. An einem schönen Rastplatz gibt's erstmal Frühstück ...



Anschließend hüpfe ich bei bestem Bikerwetter von Mini-Insel zu Mini-Insel über Brücken und Dämme ... Atlanterhavsvegen :-)










Diese Traumstraße führt mich bis nach Bud. Dort gibt es wiedermal eine alte Wehrmachtsstellung zu sehen, die inzwischen von den Möwen eingenommen wurde.








Weiter geht's auf der 664 zurück zur 64, versehentlich vorbei an Molde ... im Kreisverkehr eine Ausfahrt verträumt und schon geht's im Tunnel auf die andere Seite des Fjords!



In Sölsnes gleich an der Fähranlegestelle beim Chinesen mach' ich Mittagspause. Man kann schön draußen sitzen, hat das Langfjord und Berge und Moped im Blick, die verschwitzten Bikerklamotten trocknen in der Sonne ... genial! Als ich dann übersetzen will ist das tingvoll ;-) macht nichts, fahr ich eben drumherum - bei der Landschaft lohnt sich das!





Am Wegesrand gibt es eine Ansammlung von Bikern - sieht aus wie ein Bikertreff, aber Recycling steht dran ... schnell weg hier ;-)



Bei diesem Stop fällt mir auf, dass mein Nierengurt fehlt - der hängt noch beim Chinesen über der Stuhllehne zum Trocknen ... So kommt es, dass ich doch noch die Fähre übers Langfjord benutze, von Afarnes nach Sölsnes! Der Chinese liegt ja logistisch so günstig, dass ich nur schnell mal hinlaufen könnte ... das ist mir dann aber doch zu gewagt. Ich fahre von der Fähre, schnappe mir meinen Nierengurt von der Stuhllehne ... igitt ... und stelle fest, dass es in den 2,5 Stunden während meiner Fjordumrundung hier ordentlich geregnet hat! Ich verstaue den klitschnassen Gurt am Moped, bin nach 2 Minuten wieder auf der Fähre und amüsiere mich über den Gesichtsausdruck des Fährmanns :-)
(Für die Mathematiker, BWLer und Ökonomen unter euch: 2 x Fähre ist billiger als ein neuer Nierengurt!)
Auf dem nächsten Campingplatz am Rodvenfjord beende ich die Mopedrunde und heute klappt's auch mit 'ner günstigen Hütte :-)










Freitag, 15. Juli 2011

Trondheim

Vikhamar - Trondheim - Vinjefjord - Halsa - Nordheim - Kvisvik

8.00 Uhr Start nach Trondheim. Laut Aussage von zwei WoMo-Tuoristen gibt es in Trondheim nicht viel zu sehen, den Dom und ein paar Museen. Mein Marco Polo meint aber die historische Brücke zur Altstadt, die Altstadt selber und die alte Festung sind sehenswert. Mal sehen, wer recht behält ...




Kaffeepause
Trondheim ist die drittgrößte Stadt des Landes und blickt auf eine mehr als tausendjährige Geschichte zurück. Das Zentrum der Stadt liegt auf einer Halbinsel zwischen dem Trondheimfjord und dem Fluß Nidelv. Die Sage erzählt, dass der Wikingerkönig Olav Tryggvason auf einer seiner zahlreichen Reisen in den Tronheimfjord segelte und hier einen geschützten Hafen fand. Bauern kultivierten das fruchtbare Land um den Fluss Nidelv und an der Mündung des Flusses entstand ein Handelsplatz, die Keimzelle des heutigen Trondheim. Dem Stadtgründer Olav Tryggvason wurde 1923 auf dem Marktplatz auf einer schlanken Säule ein Denkmal gesetzt. (Quelle: Reiseführer;-)



Die nächste bedeutende Persönlichkeit die Nidaros - so der frühere Name der Stadt - regierte, war Olav Haraldsson. Er machte die Stadt zu einem Zentrum der Christianisierung und zur bedeutendsten Stadt des Landes. Im Jahr 1030 fiel König Olav Haraldsson in der Schlacht von Stiklestad, wurde ein Jahr später heiliggesprochen und zum Nationalhelden Norwegens. Mit dem Bau einer einfachen Kirche über seinem Grab wurde wahrscheinlich schon im 11. Jahrhundert begonnen. (Quelle: Reiseführer ;-)



Die ältesten Teile der heutigen, 100 m langen und 50 m breiten Kathedrale sind die Querschiffe und die Sakristei im romanischen Stil. Hauptschiff und der zentrale Turm wurden 100 Jahre später im gotischen Stil hinzugefügt. Während seiner wechselvollen Geschichte wurde der Nidaros-Dom von mehreren verheerenden Bränden verwüstet, aber immer wieder neu aufgebaut. Das zog sich über die Jahrhunderte hin, offiziell gelten die Rekonstruktionen seit 2001 als beendet. (Quelle: Reiseführer ;-)



Ich habe mir natürlich auch das Innere des Doms angeschaut - Fotografieren war da leider verboten ;-) und stand plötzlich in einer Gruppe von Leuten, die an einer Führung teilnahmen ... als die Gruppe die schmale Wendeltreppe zum Turm erreicht hatte, konnte ich gar nicht mehr zurück und mußte dem Herdentrieb folgen ;-)



Als Belohnung fürs endlose Treppensteigen gab's einen fantastischen Blick über die Stadt ...





Nachdem wir die Taubenperspektive genossen hatten, ging's über schmale Gänge und Treppen bis ganz hinunter zu den Grabkammern. Der Dom ist auch heute noch die wichtigste Kirche des Landes, denn nach der Verfassung werden alle norwegischen Könige hier gekrönt. Gegenwärtig liegen neun Könige und fast alle Erzbischöfe des Landes in der Kirche begraben.




Zur Kathedrale gehören noch die Gebäude des Erzbischofspalais, in denen heute mehrere Museen untergebracht sind. Gezeigt werden u.a. archäologische Funde und mittelalterliche Gesteinsskulpturen. Bestimmt interessant, aber bei dem schönen Wetter dreh' ich lieber noch eine Runde durch die Stadt ... 


Gleich neben dem Dom fließt der Nidelv, an dessen Ufer gut erhaltene Speicherhäuser aus dem 18. und 19. Jhd. auf Holzpfählen im Wasser stehen. Am Flußufer entlang gelange ich zur alten Stadtbrücke Gamle Bybrua. Die Holzbrücke mit dem Glücksportal im neugotischen Stil wurde 1861 errichtet und ist ein Wahrzeichen der Stadt.










Am anderen Ufer gelangt man in den Stadtteil Möllenberg, in dem noch viele alte Holzhäuser erhalten geblieben und oftmals schön saniert sind ...




Eins gefällt mir besonders gut - das Mix-Haus :-)


Zur Festung ging's dann steil bergauf. Zum Glück bin ich nicht mit Fahrrad und Kinderanhänger unterwegs ;-)  Ich nehme einen Trampelpfad über die Wiese und bin ruckzuck oben an den Festungswällen. 


Die Festung ist zur Zeit fest in der Hand von  Bauarbeitern, die die Wälle sanieren ... deshalb kaum ein Foto ohne Bauzaun möglich :-(  Aber es hat den Vorteil, dass das Hintertürchen für die Bauarbeiter offensteht ;-)







Nun hab' ich mir alles angesehen was Trondheim für seine Besucher zu bieten hat und schlendere durch die Stadt zurück zu meinem Moped.


Es ist noch früh am Nachmittag und bei diesem schönen Wetter macht nicht nur Stadtbummeln sondern auch Mopedfahren Spaß. Also fahre ich noch ein paar Kilometer in Richtung Kristiansund ...







Die kurze Etappe endet beim Magnillen Camping Kvisvik, schön gelegen auf einer kleinen Halbinsel direkt am Wasser. Ich würde gerne 'ne Hütte mieten, aber die kleinen sind alle besetzt und die größeren sind mir zu teuer. Ich versuche zu handeln ... Zwecklos, die Blondine läßt sich nicht erweichen! Mit einem Blick scannt sie mein Gepäck auf dem Moped ... "You have a tent?" ... Ja, aber ich wollte heute eben mal nicht zelten. Okay, ich geb' mich schließlich geschlagen, aber nur wenn es diese Nacht nicht regnet! Sie guckt mit mir zusammen aufs Barometer und sichert mir eine regenfreie Nacht zu :-)  Ich bezahle, doch als ich die Rezeption verlasse, macht sich bei ihr dann doch ein bißchen Unsicherheit bemerkbar ... "If it's rainy tonight, don't kill me tomorrow, please!"
Der Himmel ist wirklich nicht mehr wolkenlos ;-)



Ich habe mal wieder das zweifelhafte Vergnügen zur Abendbrotzeit in 'nem Anglercamp mein Zelt aufzubauen ... da ich von niemandem an den Grill eingeladen werde, ergreife ich die Flucht vor den Gerüchen und erkunde die nähere Umgebung. Dabei entdecke ich abenteuerliche Gerätschaften zum Fischräuchern und einen tollen Aussichtsfelsen ... 






Als ich von meinem Abendspaziergang zurückkomme, ist die Grillerei vorbei. Ich verkrieche mich in mein Zelt, knabbere ein Käsebrötchen :-(  und schreibe mein Reisetagebuch.
8473 Km bis hierher.